Donnerstag ist Markttag und ein Erlebnis, also gehen wir da hin. Unsere Gäste sind begeistert von der Auswahl an Früchten und deren Geschmack. Wie sagte Onkel Dittmeyer schon, da steckt wohl eine Extraportion Sonne drin. Der Weg zurück, vollbepackt, wird kein leichter sein, aber wir haben ja einen Hackenporsche. Auch wenn die Sonne knallt und es bergauf geht – die frischen Krischen und Erdbeeren und Aprikosen entschädigen.
Freitag machen wir einen größeren Ausflug, zum Topkapi-Palast. Es ist so warm, dass wir uns schon vor der Busfahrt mit kaltem Wasser eindecken und bis zur Rückkehr ständig nachfüllen… Topkapi war der Sultanspalast bis dieser nach Dolmahbace umgezogen ist, und Topkapi zum Museum umfunktioniert wurde. Entsprechend groß ist das ganze. Die Küchen versorgten in der Regel 4000-5000 Menschen, manchmal mehr. Der Blick von den Gemächern über das Goldene Horn ist beeindruckend und die Ausschmückung entsprechend repräsentativ. Einmal mehr bleiben die Gedanken an diejenigen, die das alles erbaut haben, und unsere Gäste verweisen in diesem Punkt auf die Vorzüge der Demokratie. Wir essen wieder bei Akin Balik am Anleger Karaköy und glücklicherweise schmeckt es auch den Gästen. Wenn wir ein Restaurant in Istanbul empfehlen müssten, wäre es dieses. Frischer leckerer Fisch in bester Atmosphäre. Müde kehren wir zurück und lassen den Tag mit Planschbecken und Fußball ausklingen
Samstag wollen wir es ruhiger angehen lassen. Außer planschen und kicken im Garten ist nicht viel geplant. Am Nachmittag erklimmen wir im Park um die Ecke den Aussichtspunkt, der dann doch überrascht. Der Blick reicht weit über das Wasser und der Weg war gar nicht so beschwerlich. Das Parkkaffee serviert gute Limonade und guten Kuchen, wobei sich mein Eindruck erhärtet: Tiramisu gehört nicht zu den Stärken der Istanbuler Küche. Wohl aber das Ramazan Pide.
//Kleiner Exkurs: Ramazan, bei uns Ramadan, heißt übersetzt der heiße Monat und ist der Fastenmonat der gläubigen Muslime (Ausnahmen: Krank, schwanger, auf Reisen – die Tage müssen aber nachgeholt werden). Das Fasten am Morgen beginnt, wenn die Morgendämmerung Licht in die Häuser bringt, oder wenn man am Morgen einen schwarzen von einem weißen Faden unterscheiden kann. Das tägliche Fastenbrechen geschieht irgendwann zwischen Erlöschen des Sonnenlichts und Einbruch der Nacht.//
Von nichts kommt nichts, also machen wir uns Sonntag wieder auf einen größeren Trip, nach Büyükada. Wir machen die Tour um die Insel per Kutsche und gehen beim Walk auf Torture hoch zur orthodoxen Kapelle an unsere Grenzen. Alles in allem bleibt die Insel auch beim für uns dritten Besuch sehr beeindruckend und wir entspannen auf der Rückfahrt mit der Fähre. Nun gilt es noch mal wach zu werden, denn Deutschland spielt gegen die Slovakei. Ein offensichtlich gelungener Ausklang des Abends, den der Autor dieser Zeilen exakt vorhersagte…
Unsere Gäste fliegen am Dienstag, also machen wir uns am Montag noch einmal auf den Weg nach Europa und besichtigen den Stadtteil rund um den Galata-Turm etwas intensiver. Der Turm hat für die Kinder inzwischen die gleiche Bedeutung wie der Schlump in Hamburg. „Da arbeitet Mama.“ Sinnbildlich. Wo immer man das Abbild des Turmes sieht: „Da arbeitet Mama.“ Wir fahren mit der Tünel-Bahn vom Anleger nach oben, schlendern ein wenig am Anfang der Einkaufsstraße Istiklal (für die Heider: Die Gehstraße), inklusive Besuch des Deutschen Buchladens gleich neben der deutschen Schule, und machen uns dann auf den Weg bergab. Das Thema Gitarre wird vom Autor vorangetrieben, während einer der Gäste mit Junior den Turm besteigt. Beim Weg den Berg herunter lassen wir die Souvenir-Shops links und rechts liegen. Fast. Entdeckt wird ein Stoffladen, in dem Kleidung aus Seide angeboten wird. Echte Handwerkskunst, die vor Ort auch demonstriert wird. Also kaufen wir natürlich was.
Besonderer Erwähnung bedarf das Essen an diesem Tag. Christiane führt uns zu einem unscheinbaren Eingang in einem Bürohaus und mit dem Fahrstuhl nach ganz oben. Die Dachterrasse ermöglicht einen tollen Blick über die Dächer auf das Goldene Horn, so dass die Gäste ihren Trip noch einmal Revue passieren lassen können. Auf Empfehlung essen wir Manti, eine Art ungefüllte, leicht angebratene Ravioli in Knoblauchjoghurtsoße. Lecker. Am Abend stoßen wir noch mal an, auch auf den Fußball, der in Form der Isländer auch nicht enttäuscht. Brexit bleibt das Thema der Woche.
Dienstag bringen wir die Gäste auf den Weg zum Flughafen, wie sich herausstellen wird nicht zu spät, denn am späten Abend, lang nachdem die Gäste wieder in Deutschland gelandet sind, explodiert vor dem Flughafen eine Bombe. Sicherlich gäbe es nun Gründe, die Koffer zu packen und zurück nach Hamburg zu reisen, aber es gibt eben auch genug Gründe dies nicht zu tun. Der Angst nicht nachzugeben ist nur einer davon.
Da wir den Abend nicht vorausahnen verbringen wir den Tag im „Forum Istanbul“, quasi das AEZ oder die Hamburger Meile Istanbuls. Hier gibt es allerdings neben den üblichen Shops auch noch ein Minilegoland (in dem wir lernen, das das vierte „D“ bei der Kinovorstellung von „Die Legenden von Chima 4D“ Lichtblitze, Wind und Wasser bedeutet) und ein Sealife Akvarium. Die Tierhaltung allein zur Belustigung von aufrechtgehenden Lebewesen ist immer ein Problem, besonders bei einem Schwarmfisch ist mir das noch mal sehr deutlich geworden – es schien als hätten die Fische tatsächlich nur einen 50cm breiten, 3m-hohen Ring um den Besucherraum Platz, ohne Zweifel damit der Besucher sieht, wie Schwarmfische im Schwarm schwimmen.
Das große Becken wiederum, in dem auch die kleinen Haie und Rochen und Gitarrenfische zu Hause waren, erschien extrem groß. Jedenfalls so groß, dass ich meine Bedenken für einen Moment über Bord warf und vollkommen beeindruckt war, denn der Zuschauer läuft quasi in einer Röhre unter ihnen durch. Wenn da so ein Hai plötzlich über einem ist, und dann ein zweiter kommt…ich hab mich erschreckt.
Zuhause bleibt gerade noch Zeit, was zu essen, Lego aufzubauen und über die Schlagzeile, dass die englische Nationalmannschaft vorerst weiter bei der EM mitspielen wolle, zu lachen, da hat uns die Realität in Form des Anschlags wieder. Die politische Situation, und ja nicht nur hier in der Türkei, der Terror – das gehört zu unserem Aufenthalt dazu, wird immer Bestandteil der Geschichte dieses Sommers sein.
Güle Güle.