Nun ging es also los. Monate nachdem die Zusage für das Fellowship kam und wir beschlossen, für 13 Wochen nach Istanbul zu ziehen. Monate in denen wir den Aufenthalt vor Ort planten und überlegten, was wir mit der Wohnung in Hamburg machen würden.
Inzwischen ist die erste Woche rum, wir haben schon ein bisschen was erlebt und ein bisschen was gelernt. Zunächst die Bestätigung: Wer auf die europäische Seite muss fliegt am besten über Atatürk, wer auf die asiatische Seite muss am besten zum Sabiha-Gökcen. Die Preise bestimmt natürlich der Markt, nach Atatürk ist es immer am günstigsten, und dann hat man eine heftige Anreise. Bei 4 Personen und vor allem 6 Koffern haben wir das mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gelassen und ein Taxi genommen. „Ca. 70-80 TL“. Plus Brückenzoll und extra für das viele Gepäck. Passt schon…
Wir wohnen in einem kleinen Bungalow mit zwei Zimmern, Wohnküche, Bad und eher mittelmäßigem WiFi, dafür in einer verhältnismäßig ruhigen Gegend mit gutem Bäcker und gutem Kaufmann in Laufweite. Die Baustelle hinterm Haus stand natürlich nicht in der Anzeige, aber das Haus unserer Vermieter ist eins der ältesten in er Straße, was durchaus Charme hat.
Donnerstag war dann ein Feiertag. Hätte man wissen können, haben wir nicht, nennt man wohl Lernkurve. Passte zu den ganzen Podien und Bühnen, die wir auf der Fahrt vom Flughafen am Dienstag passiert haben. Tja.
Schon am dritten Tag haben wir einen Ausflug nach Büyükada gemacht, der größten Prinzeninsel. Untergebracht im außerordentlich tollen Splendid Hotel durfte die Gattin arbeiten, während die Kinder und ich die Insel, das Hotel, den Pool unsicher machen durften. Ok, auch iPad spielen und arbeiten.
Besonders zu empfehlen ist hier das Restaurant Primpiko. Klein, urig, Samstagabend legt DJ Enis auf (ca. 70 Jahre) und wenn der berühmte Sänger reinkommt (ca. 75) gibt’s erst seinen Hit vom Band, dann Standing Ovations und zu später Stunde singt er dann auch. Ach ja, das Essen selbst ist erste Sahne, fixel Menu, erst Mezze, dann vielerlei, frisch und lecker.
Istanbul ist hügelig. Wahnsinnig hügelig, und ich glaube, das empfinden nicht nur Norddeutsche so. Ich merke jedenfalls schon nach dieser einen Woche, wie meine Sehnen in der Wade langsam länger werden – super, denn ich möchte endlich mal wieder mit den Händen an die Füße kommen, ihr kennt die Übung. Anyway, nicht nur zum Bus geht es runter, nein, in den Park geht es hoch, zum Markt geht es runter, auf der europäischen Seite in Karakoy geht es zum Galata Turm hoch – man ist immer am Wandern…
Freundlichkeit. Zum einen den Kindern gegenüber. Der einzige, der bisher etwas gesagt hat, war ein Ladenbesitzer, mit Recht. Fangen spielen im Gitarrenladen ist keine so gute Idee. Ansonsten das Gegenteil, freundliche Gesichter, probieren überall. Zum anderen zum Beispiel im Bus. Es gibt hier die Istanbulkart, elektronisch, die man an zB an Kiosken mit Geld auflädt und dann am Bus vor ein Lesegerät beim Busfahrer hält. Zur Rushhour steigen auch Menschen hinten ein, und dann werden plötzlich mehrere Stapel durch den Bus nach vorn gereicht, damit die Fahrt quasi ordnungsgemäß bezahlt wird. Fast wie ein Spiel, und dann wieder nach hinten, bis die Karten ihre Besitzer wieder gefunden haben.
Die Istanbulkart ist also klasse, genau wie die iPhone App „Trafi“. Kann ich nur empfehlen, da sind alle möglichen Verbindungen drin, und auch das Zusammenspiel von Bus, Metrobus und Fähren klappt fantastisch. Bis hin zur Tatsache, dass die App mir anhand von GPS hilft, meinen Ausstieg zu finden… (Wenn die Anzeige aus ist und man die Haltestellenhäuschen nicht sieht, weil der Bus so voll ist, eine gute Hilfe.)
Merhaba!