1982 war das Jahr, in dem ich mein erstes Panini-Sammelalbum hatte. Es war bis auf eine Karte voll. Bodo Mattern kam irgendwann per Post. Und dann wieder 84/85. Und 86/87. Und Robin Hood. Und Star Wars. Und WWF. Der Zeitungshöker an der Ecke hatte immer einen Stapel mit 200 Doppelten und tauschte mit uns (und wir kauften neue Päckchen im Gegenzug. Und Esspapier.) Und dann war irgendwann 2010 der Keller, in dem die Hefte lagerten, nass. Und die Hefte hinüber.
Nun durfte Junior (6) das erste Mal sammeln und insgesamt war das eine runde Sache, dank zwei Besuchen auf der Radio Hamburg Tauschbörse.
Ein spannendes Erlebnis, so auch diesen Samstag wieder. Bewaffnet mit einem Rucksack mit Verpflegung, einer Dose mit ausreichend Doppelten (daran war der erste Besuch gescheitert) und der Liste mit den Nummern die uns noch fehlten – knapp 100 – machten wir uns auf den Weg.
Es ging gleich klasse los, die ersten beiden Tauschpartner ergaben je 10 Treffer – bei dem Tempo wären wir schnell fertig gewesen. Also weiter. Abenteuerlich, die unterschiedlichen Systeme, die die Leute nutzten. Nicht, dass wir das beste hatten, aber ohne Liste mit Karten die noch fehlen, oder unsortierten Doppelten macht es merklich weniger Spaß. Oder Leute, die ihre Doppelten in Hundertergruppen in Umschlägen oder wahlweise Gummibändern trennen. Und dann am besten noch eine Liste mit Doppelten haben, wo sie auch noch was abstreichen müssen. Kompliziert.
Was wir von Anfang an machen, ist das Karmakonto aufladen. Wir tauschen nur eins-zu-eins und wir tauschen auch bei ungleicher Trefferzahl: Wir finden drei, die anderen acht: dann nehmen wir welche von euren Doppelten. Egal. Und freuen uns über die gleiche Behandlung umgekehrt.
Irgendwann wurde unser Zettel unübersichtlich und ich begann, die, die noch fehlten einzukreisen. Ups, nur noch 19. Wir waren gut 1,5 Stunden da. Jetzt nur nicht aufgeben. Also weiter. Hier, da. Ein Junge tauscht mit uns, obwohl er von uns nur welche für sein Zweitalbum (!) braucht – 8 Treffer auf einmal! Einmal um die Sitzecke rum. Dann noch mal gezählt. Nur noch acht! Oh wunder, noch mal einer mit vier. Dann fehlen nur noch drei und wir sind 2,5 Stunden da. Junior wird langweilig, aber er merkt, wir sind nah dran. Wir stellen uns bei dem schrulligen Alten an, der für 20 Cent Aufkleber verkauft. 50 Cent für Glitzis und Mannschaftsbilder, er macht sich seinen Markt. Könnte etwas freundlicher sein, aber er bestimmt die Regeln. Alle halten sich dran, oder gehen, oder bringen ihm eine Kugel Stracciatella. Wir warten lange auf die Kisten, die uns interessieren, 100-199, 200-299 und 300-399. Finden die 286 und die 313. Die 129 hat er nicht. Später wird sich zeigen, dass wir die 129 schon vorher ertauscht hatten, aber beim Abstreichen unsauber waren (wir=ich). Macht aber nichts, denn der Triumph ist grandios. Wir haben gesehen, Leute, die nur noch eine Karte brauchen schreien laut die Nummer raus. Machen wir auch. “WER HAT DIE 129!!” Nur drei Tauschpärchen weiter sagt einer “die hab’ ich”. Wir drängen zu ihm. “Wirklich?” “Wirklich.” Ich gucke auf seine Liste, wir haben nix was er sucht. Mist. Er guckt seinen Sohn an, nickt den Kopf Richtung Junior, “was meinst Du, wollen wir ihm den trotzdem geben”? Der Sohn nickt, wir bedanken uns glücklich. Wir sind komplett, nehmen uns in den Arm, feiern.
Und gehen zufrieden ein Eis kaufen.