Der Spiegel wollte uns gestern eines besseren belehren, mit der Überschrift “Elternzeit nützt Kindern nichts“, das gute daran – dem Artikel – ist jedoch das Aufzeigen, was mit unserem Land nicht in Ordnung ist. Begründet wird das Fazit mit “breit angelegten Studie”, nach der es auf die spätere berufliche Entwicklung der Kinder keinen Einfluss hat, ob die Eltern zwei, zehn oder 36 Monate zu Hause bleiben.
1. Hier wird die falsche Frage gestellt
2. Elternzeit ist begrifflich höchst irreführend, da man mit Elternzeit die Neuregelung ab 2007 assoziert. Früher, die Zeit betreffend auf die sich die Studie bezieht, nannte man das Erziehungsurlaub.
Zurück zu 1: die falsche Frage? Ja, denn wer in Gottes Namen hat denn gesagt, dass das Ziel von Erziehungsurlaub ist, dass es Kindern später in der beruflichen Entwicklung besser geht? Kann mir jemand diesen Zusammenhang erklären? Ich dachte ich sei zuhause geblieben, um eine gute Vertrauensbasis zu meinem Sohn aufzubauen, Zeit mit ihm zu verbringen, damit er sich an mich, ich mich an ihn und wir uns an die große Welt gewöhnen können? Grundvertrauen. Eltern sein. Offensichtlich lag ich damit falsch, offensichtlich war das für die Katz, mein Chef wird sich ärgern, dass ich die drei Monate zuhause blieb, ihm fehlte und meinem Sohn nichts genützt habe. So etwas im Spiegel? Und, muss ich wundern, dass dieser Artikel im Ressort Wirtschaft erschienen ist?
6 Comments
Arne
Da wundere ich mich spontan mit. Insbesondere, dass das neben des Autors Postausgang dann auch noch die Redaktionskonferenz überstanden hat.
Ich bin auch gerade zu Hause, aber dass meine Tochter deswegen später bessere Berufschancen haben sollte, kam mir bisher nicht in den Sinn. Wahrscheinlich vielen anderen auch nicht. Kein Wunder, dass dem dann auch nicht so ist. Selbsterfüllende Prophezeihung!
Bei meinen Großeltern hängt ein Wandteller auf dem steht: “nicht ärgern, nur wundern”. Das hilft…
Daniel
Dieses Phänomen nannte man früher Sommerloch. Wobei der Klimawandel offenbar inzwischen auch den Spiegel und andere Medien beeinflusst: Sommerlochjournalismus gibt’s neuerdings ganzjährig.
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[…] (Online wie Print) “Elternzeit nützt Kindern nichts” (Hier z.B. ein Kommentar von Sebastian Keil) gelesen habe, frage ich mich nun schon ernsthaft, ob ich meine Kinder tatsächlich auf ihrem […]
Erdnah
“So etwas im Spiegel?”, “Da wundere ich mich spontan mit. Insbesondere, dass das neben des Autors Postausgang dann auch noch die Redaktionskonferenz überstanden hat.”, “Sommerloch”
Ihr habt ja ne hohe Meinung vom Spiegel 😉
[i:rrhoblog] » links for 2008-09-04
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Genderblog » Kurz verlinkt in den letzten Wochen (19.9.2008)
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