Wenn rivva jetzt noch wär’ (schnief), dann wäre dies eine sehr interessante Woche gewesen. Debatte, Replik, sogar Link – fast scheint es, als wäre Kleinbloggersdorf aus dem Winterschlaf aufgewacht, streckt seine Fühler aus und möchte wieder aufblühen. Ich vermute zwar, dass dies vielerorts lediglich ein Aufbäumen gegen das Verschwinden in der Versenkung des Internetmeeres ist, ein letzter Schrei nach Relevanz, erlebe diese Renaissance jedoch gern, so lange sie anhält.
Thematisch in meine Richtung habe ich leicht amüsiert zur Kenntnis genommen, wie eine veraltete Debatte wieder ans Licht schwappte, komme aber nicht dazu, “warum” zu fragen, weil an anderer Stelle Henne und Ei darüber diskutieren, ob PR nun Social Media kaputt macht, oder warum das gar nicht geht. Beides lange Artikel und man denkt womöglich am Anfang, dass dies für die berufliche Zukunft sehr wichtige Ergüsse sind (weil sie ja so lang sind).
Ich will euch das Lesen mal ersparen, denn der eine handelt von bösen Experten die nicht begreifen, dass Menschen PR und Werbung gar nicht wollen, auch nicht in Social Media, und dass von den PR-Agenturen am Rande der Stadt blonde Blondinen benutzt werden, um diese sinnlosen Strategien an ahnungslose Kunden zu verkaufen. Dazu noch ein paar Referenzen auf schlaue Bücher die man ja schon vor Jahrzehnten gelesen hat, fertig ist der erhobene Zeigefinger.
Die Replik ist der Versuch, Praxis von der beschriebenen Theorie zu lösen, allein weil sich guter Content durchsetzen wird, schlechter aber nicht (paraphrasiert), der dann aber leider darin versinkt, dass sich die (blonde) Autorin angesprochen fühlt und sich verteidigt. Dazu dann auch die üblichen Kommentatoren.
Die benutzte Formulierung “Verschmutzung von Social Media durch PR” ist irgendwie interessant, impliziert sie doch irgendwie, dass Social Media mal sauber war. Wer waren denn die Early Adopter von Twitter etc.? Noch bevor es um “good morning you princes”, “fahre U-Bahn” und “pondering my lunch options” ging, wurde Social Media zur Selbstdarstellung genutzt. Ist ja auch logisch, wenn man sich die Ursprungsfrage “What are you doing” anschaut. “Ich schreibe einen Blogpost.” “Ich arbeite gerade für meinen Kunden eine Präsentation.” “Juchu, 1000 Follower, ich möchte euch alle küssen.” Genauso wie sich in der Zeitung dank PR Redaktion und Werbung vermischen, genauso wie Schleichwerbung zum TV gehört (jetzt eben öffentliches Product Placement), gehört mehr oder weniger verdecktes promoten auf Social Media dazu. Und wer das anprangert ist entweder Philosoph oder (und) lebt fernab der Realität. Klar, dass muss einem nicht gefallen, ist aber so.
Natürlich wird der Clash zwischen PR-Agenturen und Social Media-Boutiquen immer lauter, weil PR-Agenturen Social Media zuerst entdeckt haben und die Boutiquen (und die blonden Expertinnen) ihnen Business wegnehmen, was sie gerade erst angezapft haben (lassen wir mal außer acht, dass da auch noch Werbeagenturen mitspielen wollen). Dieses frisch angezapfte Business ist wiederum wichtig, weil immer weniger Pressemitteilungen sinnvoll den Weg in die Zeitung finden und man sich von Journalisten beim Rückruf ob denn die PM auch angekommen ist so oft eine rote Nase abholt hat, dass man diesen Service auch nicht mehr anbieten mag. Und natürlich gibt es einschlägige Seiten, die PMs einfach Wort für Wort übernehmen, aber leider verstehen die Kunden inzwischen, dass Clippings von infoscout24.de weniger Wert haben und das reise.yahoo.de sich zwar gut anhört, 32 Mio PIs aber wenig realistisch sind.
Die Zeiten haben sich geändert. Und Public Relations ändern sich auch.
2 Comments
Kerstin Hoffmann
In der Diskussion übersehen: den Beitrag von Robert Basic dazu. In diesem Beitrag übersehen: zahlreiche Rechtschreibfehler. Die Zeiten ändern sich. Die PR auch. Das Bewusstsein für gutes Handwerkszeug in der Kommunikationsbranche bleibt. Ist meine Prognose.
Sebastian Keil
Danke für die Rechtschreibfehler, ich arbeite ja jetzt in der Werbung, da nimmt man das nicht so genau 😉
Den Artikel von Robert habe ich natürlich nicht übersehen (http://www.robertbasic.de/2011/04/social-media-und-die-unsichtbare-hand/), er hat mich ja Jörgs Text geführt. Allerdings war oben schon ein Link zu ihm und mir passte die Unsichtbare Hand nicht so recht in den Argumentationsstrang. Ansonsten sind wir ja durchaus einer Meinung.