Es ist gefühlt unendlich lange her, da zeichnete Bill Gates uns ein Bild von einer Zukunft auf die ich mich gefreut habe: meine Information, wo und wie ich sie möchte. Knapp 5 Jahre später hat nicht Microsoft sondern Konkurrent Apple mit AirPlay etwas vorgestellt, was dem Konzept von Gates sehr nahe kommt. (und wenn man “Screen im Spiegel” wie hier in einem Düsseldorfer Hotel noch etwas pushen könnte…)
In punkto Innovation waren die letzten drei Jahre nur mittelbefriedigend. Es wurde versucht, bestehendes zu monetarisieren (zB die ganzen Enterprise Microblogging-Services), trendige Technologien zu kopieren (sämtliche Locationbased Services) und die mobile Fotoanwendung zu kreieren, die am ehesten Sticky ist. Cross-Plattform-Publishing inklusive.
Hinzu kommen die Versuche der Old Media, endlich in 2010 anzukommen – eher kläglich und die Maxime Walther Gretzkys vergessend, dahin zu gehen wo der Puck WIRD, nicht dahin, wo er ist.
Schließlich die Marketing-Branche selbst, deren Hauptpersonen damit beschäftigen sich auf den und über die neuen Services zu positionieren (read: verkaufen) statt zu extrapolieren, was die Services für Kommunukation in zwei Jahren bedeutet.
Mehrere Ereignisse der jüngeren Zeit lassen mich allerdings hoffen, dass in den kommenden Monaten mehr und mehr “Stuff” (Services, Apps, Kunst etc.) das Licht der Welt erblickt, der originelle Ideen enthält und etwas anschiebt.
Zunächst mal habe ich für mich das “Handyticket” entdeckt und durfte mich bereits nach zwei Tagen Nutzung fragen, wie ich je ohne leben konnte. Frage mich aber auch: Warum wusste ich nichts davon? Wäre hierfür nicht Werbung in der Bahn angebracht? Glückwunsch an die Firma Handyticket, Lizenz zum Gelddrucken.
Dann die Nachricht, dass die Band Bluebrain ein ortsabhängiges Album veröffentlicht (locationaware klingt irgendwie besser…). Auf deutsch: Je nach Standort auf der Mall in Washington (das ist kein Einkauszentrum sondern die Fläche zwischen Lincoln Memorial und Capitol) verändert sich die Musik. Aus Sicht des Künstlers finde ich die Idee zwar eher beknackt und “fürs Museum der Moderne” geplant, aus Innovationssicht allerdings einen Schritt in die richtige Richtung. Ich bin gespannt, wann und wie ToothTag für das iPhone launcht und auf welch verrückte Ideen Menschen in der Anwendung kommen werden. (mehr über ToothTag hier bei ReadWriteWeb)
Als nächstes haben wir Color, ein Startup das in der vergangenen Woche die Tore öffnete und das Phänomen “implizite Netzwerke” lösen möchte, zunächst am Beispiel Bilder. In den ersten Reviews wurde nicht so recht deutlich, was die App kann und warum Venture Capital Firmen bereits $41 Mio investieren, so dass der Gründer selbst erklären musste, warum diese Evaluierung nicht übertrieben ist. Bei Color wird das Netzwerk anhand von lokaler Nähe definiert, also z. B. bei einem Konzert. Und Bilder des Konzertes können ein Ansatzpunkt zum Austausch sein, der sich den Menschen einfacher erklärt, als Textnachrichten. Aus meiner Sicht ein höchstspannender Ansatz, da – wait for it – der Veranstalter sich am Gespräch beteiligen kann…
What else? Beluga hat sich erstaunlicherweise bei den Nichttekkies im Haus gut durchgesetzt und sinnvolle Anwendung erhalten. Ob ein Ei fehlte oder Kinder vom Kindergarten abgeholt werden müssen, statt vieler Emails oder Telefon-Tick wird das ganze jetzt auf dem Handy gelöst, innnerhalb weniger Minuten.
3 Comments
Johannes
Also vor drei Jahren (als das Handyticket in HH startete) waren alle Bahnhöfe und Bushaltestellen von mit Werbung fürs Handyticket 😉
Sebastian Keil
Tja, da bin ich brav Fahrrad gefahren. Man könnte ja auch im/am Automaten dafür Werbung machen. Oder hinten auf den Tickets. Und gabs da schon auch schon eine iPhone App? Egal, und wenn sie schon vor fünf Jahren dafür Werbung gemacht haben, es geht ja darum, dass der Smartphonemarkt jetzt gut gesättigt ist.
next big thing: ToothTag iPhone App | sebastiankeil.de
[…] hatte ToothTag schon mal erwähnt, leider gibt es immer noch keine iPhone App dafür, obwohl es ein Developer Kit zu geben […]