Ibo hat gestern Abend einen interessanten Artikel über Musik Charts geschrieben, zu dem ich gern etwas ergänzen würde. Und weil das Thema passt, werde ich ihn auf dem Ligx-Blog crossposten.
Charts waren für mich das letzte Mal 1983 interessant. Ich hatte erkannt, dass Musik ein Weg in das Herz eines Mädchens ist (keine Angst, dies wird kein Blast from the Past a là MC Winkel) und bin immer samstags wie ein Irrer nach der Schule nach Hause gedüst, um die Hitparade aufzunehmen. Nach vielen Wochen hatte ich dann eine Kassette fertig, “Bravo 13, 1-14, 16, 18-23” oder so ähnlich. Die Bravo Hitparade sollte der Schlüssel zum Glück sein. (war sie natürlich nicht)
Ansonsten freue ich mich, wenn ich einen Titel aus den Top 10 dem Namen nach kenne, vielleicht sogar mitsummen kann, oder wenn eine Neuveröffentlichung “meiner” Bands es in die Media Control Charts schafft, um so mehr, wenn dies wie z. B. im Falle von Dream Theater nach der Trennung von der großen Plattenfirma noch besser klappt.
Charts sind dennoch eine spannende Geschichte, nicht zuletzt durch die “Scrobbel”-Funktion von last.fm bei der alle vom User abgespielten Songs gesammelt werden. Doch zunächst zu Media Control, der alten Dame, die bereits Dieter Thomas Heck Ergebnisse für die Hitparade lieferte. Zwar werden für diese Charts zwar auch Downloads berücksichtigt, allerdings nicht per Stück sondern nach Umsatz, wie MC Winkel bzw. Büro am Strand lernen mussten. Das macht natürlich keinen Spaß. Umgekehrt bieten die Charts einzelner Online-Kaufhäuser selbst Möglichkeiten, diese zu beeinflussen, hier sei das Bum Rush the Charts-Experiment erwähnt.
Es wird schnell deutlich, wie willkürlich Charts in der heutigen Zeit sind, da sie nicht unbedingt dem tatsächliche Hörverhalten entsprechen (und extrem manipulierbar sind, wie der von Ibo verlinkte SpOn-Artikel zeigt). Man muss sich auch darüber im Klaren sein, dass Kaufverhalten und Hörverhalten in den vergangenen 10 Jahren extremst auseinander gegangen sind – Napster, Bittorrent und nicht zuletzt Webangebote wie Songza oder last.fm haben dafür gesorgt.
Bleibt also die Frage, was man messen möchte, Verkäufe oder tatsächliche Hörer/Beliebtheit von Songs. Letzteres kann last.fm bieten, müsste aber noch weiter gehen, Handys und auch Radionutzung inkludieren. Klar ist allerdings auch, dass One-Hit-Wunder nur noch eine Woche andauern werde, da sich der Long Tail immens auswirken und in den gesammelten Best-ofs wiederspiegeln wird. Plötzlich steht dann Tenacious D mit “Fuck her gently” (explicit lyrics) ganz weit oben, Bruce Springsteens “Thunder Road” (großartige Version als Konzerteröffnung 1975) oder eben Nirvana.
Bevor die Verkaufscharts in Deutschland wieder aussagekräftig werden, bedarf es meiner Meinung nach einer Konsolidierung. Es gibt noch zuviele Download-Portale und selbst wenn einzelne Titel (an bestimmten Tagen) for free offeriert werden, müsste dies Berücksichtigung finden. Auf diesem Gebiet ist noch viel zu tun.
Interessanterweise bin ich heute auch über einen Blogeintrag bei der Freakshow gestolpert, der verdeutlicht, dass es bei den derzeitigen Mechanismen ohne tatsächlichen Tonträger auch nicht geht, lesenswert.
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